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Plus Size Role Model

Tallana Gabriel hat viele Talente. Eines ist sie allerdings bestimmt nicht, ein Klischee. sie entspricht nicht dem öffentlichen Klischee des dicken Menschen. Ganz im Gegenteil, sie möchte Klischees durchbrechen. Die talentierte Sängerin, die auch als Plus Size Model erfolgreich ist, hat uns in einem ausführlichen Gespräch viel über ihr Leben, ihren Gesang und ihre Zeit bei DSDS erzählt.

Verschiedene Kulturen

Im zweiten Teil des Interviews hat uns Tallana einen Einblick in das Thema Plus Size in drei ganz unterschiedlichen Ländern gegeben: den  USA, Russland und Israel und erzählt, warum sie gerne ein Plus Size Role Model (Vorbild) sein möchte.

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(c) Tallana Gabriel

Du bist ja schon viel rumgekommen, hast in vielen verschiedenen Ländern gelebt. Welche Kultur hat dich am meisten geprägt?

Ich bin auf jeden Fall ein Teil von russischer, amerikanischer und deutscher Kultur, spreche  alle drei Sprachen. Ich bin also von allem beeinflusst. Das sind wirklich drei ganz verschiedene Kontinente und das ist manchmal schon ein Kulturschock, aber es gehören alle drei Kulturen zu mir.

Ich bin einfach eine Weltenbummlerin, eine Weltenbürgerin, adaptiere mich schnell an neue Kulturen und lerne Sprachen auch schnell. Man kann mich überall auf diesem Planeten alleine lassen, ich komme zurecht (lacht).

International

Wie geht man mit dicken Menschen, mit Menschen in Plus Sizes in anderen Kulturen um?

Plus Size ist wirklich ein großes Thema, vor allem in den USA. In Europa ist es noch nicht so stark. Ich habe das Gefühl, dass endlich die Zeit gekommen ist für die Plus Size Geschichte. Das ist leider in Europa noch nicht soweit.

Ich sehe es auch als meine Aufgabe das Thema auch öffentlich zu verbreiten. Plus Size ist auch schön und das muss und soll auch gesehen werden.

Es gab eine große Kampagne von einem russischen Plus Size Model, Katja Zharkova und einem amerikanischen Model, die sehr schlank ist. Die beiden sind nackt und halten sich gegenseitig fest. Katja trägt eine Kleidergröße 42 und das wird schon als Plus Size gesehen! Eine ganz normale Größe! Das amerikanische Model ist sehr, sehr schlank ein starker Kontrast. Es ist eine starke Message. Du siehst ein normales Mädl und eine sehr sehr schlanke, fast schon anorektisch wirkende Frau.

In den USA wird mehr in das Thema Plus Size investiert, es fließt auch mehr Geld. Bodyimage ist das Thema. Wir in Europa können davon nur träumen.

Plus Size Role Model

Wir müssen aber sehen, dass es schon auch hier Bewegung gibt: bei DSDS waren wir drei mollige Mädls, die Show Curvy Supermodel oder auch Fräulein Kurvig. Was wir hier in Deutschland brauchen ist ein Role Model so wie z. B. Adele.

So frech das auch klingen mag, das ist eine Rolle die mich wirklich sehr fasziniert. Das kann ich aber natürlich nicht von mir selbst behaupten, das kann nur von außen kommen. Wir haben niemanden der uns zeigt, dass Plus Size auch erfolgreich sein kann.

In Amerika versuchen sie dieses Klischee zu durchbrechen, wie z. B. Tess Holiday. Natürlich auch Ashley Graham, wobei Ashley für mich eigentlich keine Plus Size ist..

Bei uns ist das noch nicht so und man kann nur hoffen, dass sich das bald ändert. Ich bekomme Briefe von jungen Mädls, die mir erzählen, dass ich ein Idol für sie bin seit DSDS. Weil ich mich wirklich im Bikini selbstbewusst gezeigt habe. Das ist toll, dass auch ganz junge Mädls mir so ein Feedback geben.

Ein deutschsprachiges Role Model müsste her um zu beweisen, dass es möglich ist für eine Plus Size Frau genau so erfolgreich zu sein wie z. B. Helene Fischer in Deutschland. Einfach sehr, sehr erfolgreich.

Das ist natürlich auch eine große Verantwortung so ein Vorbild zu sein..

Ich habe keine Angst vor Verantwortung (lacht).

(c) Tallana Gabriel

Plus Size in Russland

Wie wird das Thema Plus Size in Russland behandelt?

Russland ist da ganz interessant. Denn in Russland ist eine üppige Frau eigentlich, wie soll ich das ausdrücken… anders rum… Wir haben in Russland eine Diva, ein Role Model, eine Sängerin. Alla Pugacheva, die ist sehr berühmt. Sie ist seit 4 Jahrzehnten schon erfolgreich in Russland und im Laufe der Jahre immer üppiger geworden. Die Russen mögen es, so eine Frau bei sich zu Hause zu haben. Sie wird als stark gesehen, als kräftigt, das heißt sie kann arbeiten. Aber im Fernsehen, in der Öffentlichkeit siehst du dicke Frauen eher weniger.

Das russische Role Model ist da, die russische Queen of Pop ist also Plus Size. Es gibt viele Mädls die aussehen wollen wie sie, Männer denen sie gefällt. Aber die Plus Size Branche wird als absolut unseriös angesehen. Plus Size Models sind nicht angesehen. Das ist überhaupt noch nicht mal so weit wie in Europa. Wenn du ein anderes ausgeprägtes Talent hast, wie singen und schauspielern, dann ist es etwas anderes, dann ist es leichter. Aber Plus Size Models haben es sehr schwer.

Es gibt so wunderschöne Plus Size Models in Russland, umwerfend, ganz toll, aber die müssen noch kämpfen. Paradoxer Weise, weil alles neue kommt sofort nach Moskau, aber Plus Size nicht.

Plus Size Mode in Russland

Wie ist es modisch gesehen für Plus Size in Russland?

Man kennt große Marken wie Marina Rinaldi oder Gerry Weber. Sonst gibt es eher kleine Boutiquen, die ich auch sehr mag, die Plus Size Mode anbieten. Meistens aus der Türkei , weil es dort auch sehr viele übergewichtige Frauen gibt.

Es gibt schon etwas, aber man kann es nicht mit England oder den USA vergleichen. Aber es ist z. B. Auch in Berlin schwierig etwas zu finden.

Die Mode ist oft nicht jung genug und wir wagen auch nichts, wir trauen uns nicht. Das ist z. B. In Amerika ganz anders, wo die Dicken Minis und Shorts tragen, was wir uns gar nicht trauen. Das ist ganz anders.

Öffentliches Bild

Im öffentlichen Bild, kommt dick sein vor? In den Medien allgemein?

Weniger. Von jungen Leuten fast gar nicht. Es gibt schon ein paar Schauspielerin, aber weniger. In den Medien bist du immer noch als dünn gewünscht. In Russland gibt es sehr viel Humorsendungen und da ist eine Plus Size sehr erwünscht, weil die einfach so die Wahrheit des Lebens ausspricht. Bei Comedysachen schon. In ganz normalen Medien sind  Moderatoren oder Sänger nicht dick. Obwohl Alla als Vorbild da ist, scheint es eher so als würde man sagen – die Alla reicht uns auch.

Gibt es öffentlich auch Beleidigungen gegen Menschen mit Plus Sizes?

Gesundheit ist ein großes Thema, dünn sein auch. Es gibt viele Werbespots die dünn sein propagieren. Aber Beleidigungen gegen dicke Menschen nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Was humorvolles schon, aber geschmackvoll.

(c) Tallana Gabriel

Plus Size in Israel

Wie ist es denn in Israel?

Da ist alles ganz leicht. Da wird alles von Amerika übernommen. Die Designer trauen sich mehr. Das Problem ist, es gibt ganz tollen Ketten, wie z. B. Onot, die Mode für junge Leute machen und zwar für alle Leute jeden Alters. Dadurch, dass diese Ketten so groß sind haben die kleinen Designer nicht so viel Chance. Onot ist natürlich keine großartige Designermode, mehr Alltägliches. Du kannst dort das kaufen, was alle tragen. Du kannst genau so eine Jeans kaufen wie deine Freundin in Größe 38 und fühlst dich automatisch nicht mehr diskriminiert weil du das gleiche tragen kannst wie deine Freundin. Es gibt überhaupt keine Diskriminierung was Größen betrifft in Israel.

Es gibt auch im öffentlichen Leben keine Diskriminierung?

Nein, gibt es nicht. Es kommt vielleicht mal vor, aber so viel weniger als in Deutschland.

In Deutschland ist es hingegen fast ok geworden über Dicke zu lachen. Das verstehe ich einfach nicht. Für mich ist Deutschland immer ein Land der Demokratie oder Toleranz. Das kann ich nicht verstehen. Mir tun Leute leid die denken, dass die Dicken unglücklich sind und die dünnen Menschen glücklich. Das kommt nur von den Medien. Denn wenn die ein anderes Bild zeigen würden, dann würde sich auch die Einstellung der Menschen ändern. Ich bin mir sicher, dass das zu ändern ist, das kann man ändern.

 

 

Ich liebe Mode – schon immer, bin kurvig seit ich mich erinnern kann und kann heute mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich mag. Die Plus Size Welt ist bunt und vielfältig. Das möchte ich zeigen und habe deshalb nach Jahren in der PR-Branche beschlossen, jetzt nur noch PR für Curvect zu machen.

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