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Ich bin dick, darf ich das überhaupt?

Ich bin dick, darf ich das überhaupt? Kennt jemand diese Frage? Ich  kenne sie gut, vor langer Zeit ging sie mir öfter einmal durch den Kopf. Darf ich das, mir kurze Kleider anziehen oder in der Öffentlichkeit laut und auffällig lachen? Ist selbstbewusst sein mit einer Kleidergröße 52 überhaupt ok und muss ich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich voller Genuss in mein Schokocroissant beiße oder eine nicht echte Fellweste trage?

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Ich bin dick

Denn eines ist ganz klar, ich bin dick. Plus Size. Da gibt es nichts zu diskutieren. Ob subjektiv oder objektiv betrachtet. Ich bin eine dicke Frau. Punkt. Das ist eine Tatsache und für mich ganz normal. So stehe ich morgens auf. Ich sehe in den Spiegel und denke nicht im ersten Moment: „Oh man, bin ich dick.“ Sondern ich mache mich ganz normal für den Tag fertig und arbeite. Tue, was ich eben so tue.

Anders ausgedrückt, erfüllt der Gedanke an meine Figur nicht jede Sekunde meines Lebens. Auch wenn ich mich beruflich mit dem Thema Plus Size auseinandersetze.

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Darf ich das überhaupt?

Allerdings gibt es Momente, in denen ich daran erinnert werde, dass ich dick bin. Gerne übrigens von anderen Menschen. So zum Beispiel vor einiger Zeit, als ich das erste Mal meine Fellweste ausgeführt habe. Ja, diese Weste kaschiert nicht, umschmeichelt nicht, versteckt nicht. Sie betont meinen runden Körper oder „trägt auf“. Nicht nur das, sie ist ein Kleidungsstück, das auffällt.

Deswegen fühlte sich eine Bekannte unlängst vielleicht dazu aufgefordert mich zu fragen: „Darfst du so etwas überhaupt tragen?“ Ihr könnt sicher verstehen, dass das Wort „dürfen“ mich irritiert hat. Was bitte sollte das denn heißen?

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Fake Fur und die Sache mit dem „Auftragen“

Sogleich wurde ich aufgeklärt. Geben doch Magazine und Modeberater den Tipp, nichts zu tragen was „aufträgt“. Also Unvorteilhaftes betont. Bessere wäre es wohl etwas zu kaschieren, nicht so zu betonen. Hier stellt sich mir doch die Frage, was bitte, ich kaschieren soll. Besser gesagt, wohin ich es kaschieren soll oder wieso überhaupt. Wenn ich kein Problem mit mir habe, dann könnte es anderen ja auch egal sein.

Doch so ist es nicht und das wissen wir alle. Allerdings ist das mit dem Kaschieren so eine Sache. Denn, bei aller Liebe, selbst wenn ich es wollte, ich trage eine Kleidergröße 52, wo genau soll ich die denn jetzt hin kaschieren? Wäre ein Kaschieren in Richtung Größe 50 oder gar 48 gefälliger für das öffentliche Auge?

Vom Dürfen und anderen Unnötigkeiten

Vor meinem geistigen Auge hatte ich das Bild der Superspanx, die mich um 5 Kleidergrößen schrumpfen lässt, damit ich dann endlich die Fellweste tragen „darf“. Wer gibt eigentlich vor, was ich tragen darf und was nicht, wie ich mich fühlen darf oder nicht, als dicker Mensch? Besser gefragt: „Wäre es nicht an der Zeit diese Vorgaben zu hinterfragen?“

Jedenfalls bin ich nicht bereit meine unechte Fellweste herzugeben. So werde ich weiter mit ihr durch den Winter gehen, ganz ohne kaschieren.

 

Was haltet ihr von Modenormen? Folgt ihr ihnen, oder sind sie euch zu verstaubt und überholungsbedürftig?

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Haube: Karl Lagerfeld (u.a. hier)

Weste: Gozzip (gefunden bei Lady2 – das Modewohnzimmer)

Bluse: s.Oliver Triangle

Hose: Ulla Popken

Stiefeletten: H&M (ähnliche hier)

Ohrringe: H&M

Tasche: Asos

 

Mehr zum Make-up Look findet ihr hier:

//curvect.com/luxus-lippen-tom-ford-lippenstift-im-test/

Ich liebe Mode – schon immer, bin kurvig seit ich mich erinnern kann und kann heute mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich mag. Die Plus Size Welt ist bunt und vielfältig. Das möchte ich zeigen und habe deshalb nach Jahren in der PR-Branche beschlossen, jetzt nur noch PR für Curvect zu machen.

Kommentare

  • Steph von MissKittenheel
    28. Januar 2018

    Cool Mütze und Stiefeletten. Ach, das leidige Thema mit dem „tragen dürfen“. Ein Teil von mir denk sich dann immer uncharmant „geh sterben“ oder „heul doch“. Die diplomatische Antwort ist „wir haben unterschiedliche Komfortbereiche, ist doch schön das wir alle verschieden sind“.

  • Katja Trübe
    28. Januar 2018

    Hallo, Bobby!

    Sieh an was das Netz so interessantes zum Sonntagskaffee geliefert hat! Ich bin soebend in deinen Artikel ,,gefallen“ und fühle mich gedrängt etwas dazu zu schreiben. Schon allein diese Tatsache ist mehr als bemerkenswert!! Was für ein wirklich ,wirklich toller und realistischer Beitrag! Die Frage ,,Darf ich das“ ist wohl mittlerweile zum Hintergedanken Nr.1 bei den meisten Frauen und Mädchen mit Kurven geworden. Wobei ich glaube das junge Mädchen immer noch etwas mehr Mut haben sich aufzulehnen gegen diese Art der Einschränkung. Und richtig! Wo sollen wir den alles hinkaschieren!? Und bitte schön ab welcher optischen Konfektionsgrösse sind wir dann im ,,genehmigten“ Bereich? Ständig nur zu überlegen ob man der Norm entspricht kostet nicht nur Nerven sondern auch Lebensqualität und Freude. Ich bin im 49 Jahr , trage Konfektion 48 und war immer dick. Und kenne auch all diese Ansagen ,,du darfst nicht…“ Die Antwort ist einfach und sollte immer lauten ,, es macht mich glücklich“. Nur das ist zu hinterfragen. Ehrlich sich selbst gegenüber. Persönlich dachte ich immer, ich gehe schon sehr lässig mit meinen Kilos und dem Thema Mode um. Aber mein absolutes Schlüsselerlebniss hatte ich vor zwei Jahren an einem verregneten Tag in Nürnberg. Tolles Schaufenster und auf der Suche nach etwas Wärme und Trockenheit ging es rein. Ein Vintage Laden mit so hübschen Kleidern! Antwort auf die typische Verkäuferinnen Frage von mir:,,leider nichts für meine Grösse“. Momentanes Ergebniss: brauche einen neuen Kleiderschrank 🙂
    Darf ich das tragen in meinem Alter und der Figur? Wohl eher sollte es lauten: wie trage ich es und was dazu:)
    Fazit: Ich bin noch nie so viel von fremden Frauen angesprochen worden! Ob im Beruf ,beim Essen oder einfach auf der Strasse! Zugegebener Maßen kann so ein Feedback auch verunsichern.
    Fest steht nur eins. Jetzt ist immer die beste Zeit ! Also zeigen wie man sich sieht! Ob kuschlig, sexy ,verspielt oder….
    Ich finde deinen Kleidungsstil schön! Deine Kommentare und Beiträge sind sehr gut. Bitte schreib weiter so! Es macht bestimmt nicht nur mir Spaß dich zu lesen!
    So, jetzt ist der Kaffee kalt aber die Leidenschaft für curvy wieder wärmer!

    Liebe Grüße
    Kat

  • Silke Steigerwald
    28. Januar 2018

    Hallo Bobby, ein klasse Artikel! Halleluja, wie oft hab ich mich das vor Jahren gefragt. Darf ich das anziehen? Damals gabs aber noch wirklich keine guten Klamotten (ich bin Baujahr 60) und alles ähnelte tatsächlich einem Hauszelt. Kein Designer hatte es wirklich drauf. Die dachten damals, wenn man einen dicken Hintern hat, hat man auch zwangsläufig Arme bis zum Boden.
    Als ich vor rund 20 Jahren selbstständige Antistresstrainerin wurde, fragte ich mich oft in den Anfangszeiten: Darf eine Trainerin dick sein? Nein, die muss doch super gestylt sein, und vor allem schlank und durchtrainiert. Das erwarten doch die Leute. Und so hielt ich mich lange selbst hinter (meinem) Berg der Möglichkeiten.
    Zum Glück kam irgendwann Hirn in die Masse. (ähm, wen oder was meine ich grad mit Masse???? Grins). Authentizität war mein Zauberwort. Heute lächel ich manchmal über meine Gedanken von damals. Heute weiß ich, dass genau DAS mein Markenzeichen ist. DANKE für deinen SUPER BEITRAG. Herzlichst Silke…. und PS ich verkneife mir das übliche Blabla von „du siehst toll aus“. Oder das fast schon unverschämte „Aber“ du hast ein schönes Gesicht… Du BIST !!!! Und allein das zählt. Weiter so !!!

  • Karin
    28. Januar 2018

    Du siehst ganz super aus. Danke für die unechte Felljacke:-) Die Mütze steht dir ganz hervorragend. Und ja, danke für die schönen Worte, den super Artikel. Werde meinen Schrank gleich mal durchstöbern – nach Klamotten, die so gar nicht zu meiner Figur zu passen scheinen. Weiter so. GlG, Karin

  • Daniela
    29. Januar 2018

    Hallo Bobby!

    Toller Blog! Toller Beitrag!
    Ich bin auch ein Plus Size Mädchen aus Österreich und habe deinen Beitrag sehr genossen und mich auch darin wiedererkennt. Ich kenne das „Dürfen“ und „sollen“. Die Sätze von wegen „du solltest lieber Dinge tragen die sehr weit sind“ und ich kann auch nichts Kaschieren. Alles ist da wo es ist und es ist gut dort, wo es ist. Das weiß ich inzwischen. Ich brauche keine besondere Kleidergröße um ich zu sein. Ich bin ich – egal mit welchem Gewicht, welcher Größe.

    Mach weiter so und mit mir hast du eine neue Leserin gefunden!

    LG Ella
    von The Book of Fat

  • Manu Göbel
    29. Januar 2018

    Hallo, liebe Bobby… Ich kämpfe grad mit einer Freundin um genau dieses Thema… Ich sag ihr immer, dass die „Anderen“ nur sehen, dass sie dick ist, nicht ob es eine 50, 52 oder 54 ist… Ich denke, ab einer gewissen Konfektionsgröße ist man einfach „die dicke Frau“… Es ist also gar nicht wichtig, ob es aufträgt oder nicht vorteilhaft ist… Mode soll Spaß machen, und zwar mir und nicht den anderen Frauen… Diese plappern auch nur nach, was sie in einschlägigen Frauenzeitschriften an vermeintlichen Tipps für Dicke, und die es werden wollen, lesen… Den Unterschied sehen sie nämlich gar nicht, davon bin ich überzeugt… Wir müssen uns frei machen von diesen unsinnigen Diktaten… Was im Spiegel und am Körper gefällt, möchte getragen werden…
    Du schreibst so gut, Bobby, real und „an der Frau“… Ich mag deine Schreibe…

  • dieManu
    29. Januar 2018

    Ich kann mich gar nicht erinnern, ob ich jemals mit „darfst du das“ konfrontiert wurde. Ich weiß, dass ich immer wieder mal blöde Kommentare von Fremden bekommen habe. War mir aber meistens egal. Entweder ich fühle mich wihl in dem was ich gerade trage oder nicht. Bei dem nicht bin ich dann meistens auch gar nicht raus aus dem Haus.
    Eine Kollegin meint immer, dass ich Mutig bin und sie mich dafür bewundert weil sie gewisse Dinge nie anziehen würde bzw sich nicht trauen würde. Man muss aber dazu sagen dass sie 14 jahre älter ist. Vor 14 Jahren hätte ich auch manche Dinge nicht angezogen ?
    Ich wiederum finde mich eigentlich ziemlich normal angezogen. Es ist halt teilweise mein Auftreten (finde ich) und genau das macht es meiner Meinung nach aus.
    Ich bewundere dafür so Frauen wie dich. Die ziehen sich an was sie wollen und schauen dabei einfach immer gut aus. Das schaffe ich nicht immer. Manchmal weil ich einfach nicht will und manchmal weil ich es einfach nicht zusammen bekomme ?

    Lg
    Manu

  • WasserMilchHonig
    30. Januar 2018

    Das Wort“ dürfen“ mag ich ja gar nicht, jeder soll das tragen was gefällt und vor allem in was sie sich wohlfühlt….eigentlich geht es ja darum, dass es nichts gibt was einer Person nicht passt, sondern nur das was einer anderen Person nicht gefällt…

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