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Vom Glück man selbst zu sein

Vom Glück man selbst zu sein. Wie klingt das? Ein bisschen nach Glücksratgeber. Dabei sollte dieser Artikel eigentlich nur so etwas Schlichtes wie „sei glücklich mit dir selbst“ sagen. Obwohl, schlicht ist hier wohl der falsche Begriff. Wissen wir doch, dass glücklich sein so einfach nicht ist. Ebenso wenig wie man selbst zu sein. Zu gerne wären wir manchmal jemand anderes, oder würden lieber anders aussehen. Nichtsdestotrotz liegt es an uns, uns glücklich zu machen. Keiner hat gesagt, dass das auch einfach sein muss…..

Vom langen Weg zum Glück

Ich stehe vor dem Spiegel und betrachte mich. Dabei sehe ich mir selbst in die Augen, lasse den Blick über meine Nase und meine Wangen schweifen. Gerade bin ich 15 geworden. Neben mir, auf dem Schreibtisch, liegt die aktuelle Bravo. „Was ist schön?“, ist der Titel eines kurzen Textes, eine Umfrage. Hierzu wurden Jugendliche in ganz Deutschland befragt.

Lange Haare, ein schöner Mund, stehen ganz oben auf der Liste. Aber auch lange Beine und eine schmale Taille. Meine Haare waren lang, meine Beine auch, doch glücklich war ich trotzdem nicht. Führten mir Umfragen wie diese doch schon mit 15 Jahren vor Augen, dass ich so ganz und gar nicht ins Traumbild „schlanke Frau“ passte. Schließlich war ich dick, mollig, ein Pummelchen. So wurde ich damals bezeichnet.

Seufzend wende ich meinen Blick vom Spiegel ab und komme zum Schluss, dass Schönheit eben nicht jedem gegeben ist. Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Ich fand mich mit 15 Jahren durchaus ansehnlich. Jedenfalls nicht hässlich. Mir war jedoch sehr bewusst, dass ich weit entfernt vom klassischen Schönheitsideal war. Ich war nicht unglücklich, jedoch auch nicht wirklich glücklich. So recht wusste die 15 jährige Bobby noch nicht, wie sie sich einordnen sollte.

Kann mich jemand glücklich machen?

Dabei war meine Definition von Glück damals gar nicht so komplex: ein Auslandssemester in England sollte unbedingt sein und einen Freund hätte ich wirklich gerne gehabt, so wie alle meine Freundinnen auch. Doch das gestaltete sich schwierig. Nicht nur die Sache mit dem Auslandssemester, auch der Freund ließ auf sich warten. In der Tanzschule wollte keiner der Jungs mich zum Tanzen auffordern und die Briefchen in den Schulstunden mit den verdächtigen drei Kästchen für ja, nein und vielleicht ginge auch nur an mir vorbei.

Die Frage dabei war übrigens immer „Willst du mit mir gehen?“. Überdies war die Klamottenfrage eine äußerst nervenaufreibende. Es gab einfach nichts Passendes für mich. Wie gerne hätte ich damals ein Kleid getragen, es war unmöglich etwas Schönes zu finden. So saß ich, in meine Bücher vergraben, zu Hause und war recht unglücklich und so gar nicht zufrieden. Obwohl ich einen großen Freundeskreis hatte, Menschen die mich mögen, mochte ich mich selbst nicht so recht.

Wie gerne hätte ich damals anders ausgesehen. Vor allem dünner. All das hat mich äußerst verdrießlich gestimmt. Kein Glück weit und breit. Wer bitte bringt denn endlich ein bisschen davon vorbei? Wieso hab ich keinen Freund und warum ist alles so doof? Seitenweise habe ich solche Dinge in mein Tagebuch geschrieben. Diese Phase hat einige Zeit angehalten.

Bis ich angefangen habe etwas zu begreifen. Nämlich, dass nicht andere für mein Glück verantwortlich sind. Keiner wird das Glück einfach so vorbeibringen. Es wird mich nicht zufriedener machen, mich mit Frauen in Zeitschriften zu vergleichen oder mir ständig die Frage zu stellen, warum ich noch keinen Freund habe. Statt dessen wäre es eventuell besser einfach mal mit Freundinnen Spaß zu haben und zu schauen, was das Leben so mit sich bringt.

Eigenverantwortung

Dass mich nicht andere glücklich machen, sondern ich erst mal mit mir selbst glücklich sein sollte, das ist mir erst nach und nach klar geworden. Danach war nicht auf einmal alles besser. Schließlich sind wir hier nicht bei Cinderella. Doch es hat meine Einstellung zu mir verändert. Zum Leben mit mir, meinem Körper, meinen Ecken und Kanten, ebenso wie allen Rundungen.

Ich habe mich nicht mehr zu Hause versteckt, sondern war viel unterwegs. Habe gelernt, dass ich nicht „falsch bin“. Das heißt nicht, dass mich das jeden Tag glücklich macht. Doch auch das ist mir klar geworden: ich muss nicht jeden Tag glücklich sein, nicht jeden Tag lachen. Auch ernst und nachdenklich zu sein ist ok. Als dicke Frau muss ich nicht der ganzen Welt immer zwanghaft beweisen, dass ich „auch“ oder „trotzdem“ glücklich bin.

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Vom Glück man selbst zu sein

Heute bin ich keine 15 mehr. Doch immer noch stehe ich manchmal vor dem Spiegel und schaue ganz genau hin. Sehe die ersten Fältchen, die runden Wangen, das Doppelkinn. Ich schaue nicht vorbei und bilde mir nicht ein, dass das alles nicht da ist. Denn es ist ein Teil von mir. Das bin ich, ganz persönlich. Bobby wie sie leibt und lebt. Das ist gut so, nicht immer einfach. Jedoch meistens einfach schön. Nicht, weil ich mich immer für umwerfend und unwiderstehlich halte. Sondern weil ich mich kennengelernt und für gut befunden habe ;).

Ich kenne meinen breiten Rücken, meine runden Schultern, meinen dicken Bauch und den runden Po. Ebenso die breiten Hüften und die langen Beine. All das ist ein Teil von mir, ebenso wie meine Art beim Reden die Hände wild fuchtelnd mit zu bewegen, um meinen Standpunkt zu verdeutlichen, oder meine Art zu lachen. Auch mein Mann und meine Freunde kennen mich so. Wir sitzen bei einem Essen zusammen oder gehen gemeinsam schwimmen. Wir reden, wir naschen, wir diskutieren, wir weinen und wir lachen zusammen.

Dabei sehe ich mich um und sehe wundervolle Frauen und Männer, Freunde und Familie. Diese Menschen kennen mich und mögen mich genau deshalb. Ebenso wie ich gelernt habe mich zu mögen. Wir haben ein Leben, daran glaube ich zumindest. Dieses eine Leben werde ich nicht damit ausfüllen mich zu schämen, mich zu ducken und mich zu hassen. Sondern damit mich zu lieben und das Beste daraus zu machen. Hier bin ich nicht alleine. All diese wunderbaren Menschen begleiten mich auf meinem Weg. Dafür bin ich nicht nur unendlich dankbar sondern das macht mich auch unheimlich glücklich.

Was macht euch glücklich? Was ist Glück für euch?

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Kleid: Kitana. Vielen Dank an Grandios – The Curvy Fashion Store für das zur Verfügung stellen

Schuhe: Happy Size Versang

Kette & Ring: Zara

Fotografin: Karolina Staufer

Fotografin Titelbild: Justyna Ziarko

 

Ich liebe Mode – schon immer, bin kurvig seit ich mich erinnern kann und kann heute mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich mag. Die Plus Size Welt ist bunt und vielfältig. Das möchte ich zeigen und habe deshalb nach Jahren in der PR-Branche beschlossen, jetzt nur noch PR für Curvect zu machen.

Kommentare

  • mimishoneypot
    1. April 2018

    Wenn ich an Glück denke, denke ich an meine Familie und Freunde die ich habe. Und wenn ich in den Spiegel schaue und wieder meine Nase und meinen Köper kritisiere, dann denke ich mir: die Persönlichkeit zählt, Schönheitsideale hin oder her. Wir alle schauen eben anders aus, und das ist gut so!

    Lg. Nikolina von http://www.mimishoneypot.com

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