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Das böse dicke Mädchen..im Blumenkleid

Gutes Plus Size, weniger gutes Plus Size, schlechtes Plus Size. Also was denn jetzt? Bin ich jetzt ein böses dickes Mädchen weil ich eine Kleidergröße 52 trage und mich nicht schäme? Steht mir das Blumenkleid schlechter? Stehen alle die von Plus Size sprechen wirklich hinter dem Prinzip?

Das leidige Thema

Die Medienberichterstattung zum Thema Plus Size verfolge ich nun schon seit geraumer Zeit. Plus Size wurde dabei von „gar keinem Thema“, zu  einem „wir können es mal wenig einstreuen“, bis hin zu „Ashley Graham ist immer eine gute Story“..;). Auch wenn das jetzt recht sarkastisch geklungen hat, dass Thema „der dicke Mensch“ kommt heute doch medial wesentlich häufiger vor als noch vor einigen Jahren. Gut so.

Es trauen sich Frauen und Männer weltweit mehr und mehr in die Öffentlichkeit um für mehr Körperakzeptanz einzutreten, auch für mehr Akzeptanz von dicken Körpern. Nicht jedem gefällt das, muss ja auch nicht. So lässt auch der Gegenschlag nicht lange auf sich warten und führt grundsätzlich zur Gesundheitsdebatte.

Die liebe Gesundheit

Herz-, Kreislauferkrankungen werden zum Gegenschlag angeführt. Studien über Studien, der Tod ist in diesem Zusammenhang ein allgegenwärtiges Schreckensgespenst. Fürchtet euch, fürchtet euch gar fürchterlich, wie könnt ihr nur Glück propagieren in euren dicken, ungesunden Körpern.

Ganz davon abgesehen, dass bei solchen Debatten hauptsächlich schwarz-weiß gedacht und generalisiert wird, führen dieses Vorlegen von Zahlen und Negativbeispielen zum Einbetonieren von Vorurteilen. Es wird kein Zweifel daran gelassen, dass dick sein und gesund sein, dass dick sein und glücklich sein, ein Trugschluss sind.

Wozu diese, in letzter Zeit immer häufiger auftretenden, Debatten bei mir führen? Auch mir machen sie manchmal Angst. Verfolge ich diese Berichterstattungen ständig und führe mir nicht immer wieder in Erinnerung, dass das über Jahrzehnte etablierter Mainstream ist, der öffentlich noch nicht vehemmt hinterfragt wurde, ich würde in ständiger Angst leben morgen tot umzufallen.

Ein Schreckgespenst geht um

Bitte nicht falsch verstehen, ich ignoriere gesundheitliche Risiken und Probleme nicht. Das wäre dumm (noch so ein Vorurteil mit dem wir dicken Menschen uns so rum schlagen). Ich sehe aber nicht ein, wieso die Paradebeispiele an Dicken, die öffentlich gezeigt werden vor dem Fernseher sitzen und Chips essen. Warum diese Menschen als lethargisch und dumm, ehrgeizlos und ungebildet gebrandmarkt werden. Vor allem, warum sie alle immer ungesund und krank sein müssen.

Das ist für mich viel zu einseitig. Dafür lese ich täglich und kenne auch zu viele Gegenbeispiele. Dicke Frauen und Männer die reisen, die viel arbeiten, die erfolgreich sind usw. Jetzt ist nur diese eine Seite zu sehen genau so falsch wie nur die „kranke Seite“ zu sehen. Es gibt eben gesunde dicke Menschen und ungesunde dicke Menschen. Seht ihr, mir passiert es auch…ich spreche über das Gesundheitsthema, dabei will ich doch in eine andere Richtung ;)…

Das böse dicke Mädchen

Eingangs habe ich die mediale Berichterstattung erwähnt. Die sich im Bereich Plus Size seit einiger Zeit weiter entwickelt. Da wird über Runwayshows in New York geschrieben, bei denen tolle Plus Size Models zu sehen sind oder auch über Ashley Graham, die mir ihrer Cellulite ganz pragmatisch umgeht, zu sich steht und dabei so total sexy ist.

Es gibt da ein „Plus Size“ das ok ist, das verträglich ist, sexy und schick, aber nicht zu viel. So ist es ok, das vertragen wir, das können wir LeserInnen zeigen. Darüber hinaus…das ist ein anderes Thema.

So etablieren sich auch im Bereich Plus Size zwei Seiten: die guten Dicken und die bösen Dicken. Die, die noch in das medial verträgliche Bild passen und die, die den Rahmen sprengen (verzeiht…aber der Ausdruck musste jetzt sein). Wo die Grenze liegt? Die ist fließend, ist eine 46 noch gut eine 48 schon böse?

Schwer zu sagen, Plus Size ist also so lange ok, so lange es nicht zu sehr auffällt, so lange die Menschen nicht zu sehr aus dem Rahmen fallen? Das ist natürlich ab einer gewissen Kleidergröße schwierig.

Medial verträgliches Plus Size

Denn es gibt nun mal einen Kleidergrößenbereich ab dem Menschen nicht mehr so in den „medial verträglichen Plus Size Rahmen passen“. Wo das dick sein dann nicht mehr so gern als „kurvig“ beschrieben wird. Es wird eher gar nicht mehr beschrieben. Auch hier ist es nicht ganz genau erfassbar wo dieser Bereich beginnt. Ist die 48 noch „gut“ und die 50 schon „böse“?

Aus meiner täglichen Erfahrung kann ich sagen (und ich gebe immer unumwunden zu, dass ich eine Kleidergröße 52 trage), dass es den Menschen schwer fällt mich einzuordnen. Geht es mir denn wirklich gut? Mache ich tatsächlich Sport? Anscheinend bin ich viel unterwegs und trage keine Kleidersäcke oder Mülltüten sondern style mich gerne. Das ist doch irgendwie seltsam 😉 (wird uns Plus Sizes doch modisches Bewusstsein nicht immer zugestanden).

Während beliebte Plus Size Models noch „schön anzusehen sind“ (auch nicht für alle Menschen) ist es bei mir schon ein größeres Streitthema. Soll ich wirklich meine nackten Oberarme zeigen, sind kurze Kleider da tatsächlich ok?

Dabei zu betonen ist, und dies scheint mir an dieser Stelle wichtig, dass diese Debatte auch über die Köpfe der Frauen und Männer mit Plus Size Größen hinweg geführt wird. Es ist weder eine Seite schlechter noch die andere besser!

….im Blumenkleid

Plus Size hört nicht an einem gewissen Punkt auf, nur weil es manchen nicht gefällt. So ist das Blumenkleid, das ich auf den Bildern trage, von einer Kleidergröße 44 bis zu einer Kleidergröße 54/56 erhältlich. D. h. es wurde vorgesehen, dass auch eine Frau meiner Größe in dieses Kleid passt. Dass ich es tragen kann, es wurde auch für mich gemacht.

Warum ich das so betone? Weil das öffentlich nicht immer offensichtlich ist. Es gibt so viele wunderbare Frauen und Männer, die zeigen, dass Plus Size so ganz anders sein kann als es sonst in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Das ist großartig! Doch es reicht noch nicht.

Ist ein Kleidungsstück von Größe 42 bis zur Größe 56 erhältlich, dann müssen wir das auch öffentlich sehen. Zeigt es uns, teilt es uns mit. Zeigt uns die Bilder, hängt sie überall auf, verbreitet sie im Internet, schickt sie an die Medien, lasst es alle wissen. Vielfalt im Plus Size Bereich darf kein leeres Wort sein, sie muss gezeigt werden.

Es gibt hier schon einige Modefirmen, die sowohl mit Plus Size Bloggern als auch Plus Size Models für ihre Kataloge oder Shops arbeiten, das ist ein wichtige Entwicklung. Jetzt müssen wir es nur noch der Werbung, den Medien und allen anderen sagen ;).

 

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Kleid: Zizzi

Gürtel: La Redoute (einige Jahre alt)

Ohrringe und Ring: Konplott

Strumpfhose: Ergora

High Heels: Lloyd

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Wo ihr Zizzi in österreichischen Boutiquen kaufen könnt:

Curvect Plus Size Guide

 

Ich liebe Mode – schon immer, bin kurvig seit ich mich erinnern kann und kann heute mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich mag. Die Plus Size Welt ist bunt und vielfältig. Das möchte ich zeigen und habe deshalb nach Jahren in der PR-Branche beschlossen, jetzt nur noch PR für Curvect zu machen.

Kommentare

  • Ela
    2. Juni 2017

    Liebe (?),
    erstmal finde ich dich in deinem Styling richtig hübsch und zweitens sollte doch jeder Mensch HerrIn über seinen Körper sein sollte. Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum soviel Wesens um Kleidergrößen gemacht wird, viel mehr ls um reichlichen Alkoholkonsum oder Tabak. Das ist sicher nicht gesünder. Ind wer findet schon Storchenbeinchen schön?

    Ich selbst trage „nur“ 42/44, aber im Abschlussbericht der REHA steht, ich wäre mäßig adipös (fett). Toll fand ich das.

    Diese ganze Alibi-Berichterstatting von Oben herab ist doch total daneben „Die ist dick und hübsch!“ Echt jetzt, wie großzügig.

    In diesem Sinne, bleib genauso, wie du dich wohlfühlst!

    Liebste Grüße Ela

    Ela

  • Nessa
    2. Juni 2017

    Liebe Bobby,
    Klasse Post! Ich stehe vollkommen hinter dem was du schreibst. Es gibt laut Medien wirklich die „guten Dicken und die bösen Dicken“ – ein Plus Size, das für die Modelwelt okay ist und eins über das sich totgeschwiegen wird und wahrscheinlich keiner weiß wieso?! Wir haben witzigerweise genau dazu gestern auch einen Blogpost geschrieben ( hier, falls du Interesse hast 🙂 ) , da Plus Size für die Modeindustrie mittlerweile wohl schon bei Größe 36 (????) anfängt. Das ist doch ein schlechter Scherz!
    Ich finde dass du in den Blumenkleid fantastisch aussiehst und dass du dich absolut nicht rechtfertigen musst, dass du es trägst. Wieso auch? 🙂

    Liebe Grüße,
    Nessa von <a href="www.wilderminds.de"

  • Nicole
    2. Juni 2017

    Liebe Bobby,

    Ein sehr gelungener Bericht! Er tritt den Nagel auf den Kopf. Ich weiß genau wovon du schreibst. Ich trage auch Größe 52 und liebe Kleider. Und zwar Kleider und keine Säcke ?. Und was für ein Glück das die Modeindustrie endlich erkennt dass das unterstützt werden muss! Allerdings verstehen die darunter irgendwie was anderes wie ich. Wenn ich da im Zusammenhang mit Plus Size Größe 38 lese muss ich mich schon sehr wundern. Ich selbst schreibe auch einen Blog über Plus Size Mode. Allerdings bin ich dem Vintage Stil verfallen. Daher geht es bei mir immer um Vintage, Retro usw. Im Stil der 30-50er Jahre.
    Ich finde es gibt nichts an uns wofür man sich schämen müsste! Und wir sollten unseren mit Plus Size Menschen die nicht so selbstbewusst sind Mut machen einfach so zusein wie sie sind. Und zu tragen was ihnen gefällt!

    Vielen Dank für deinen Bericht!

    Liebe Grüße
    Fräulein Nicole

    • Nicole
      2. Juni 2017

      Mach weiter so ?

  • Sandra
    3. Juni 2017

    Hallo liebe Martina,

    ein wunderbarer Beitrag. Danke dafür. Ich selber trage 54/56, habe aber auch schon Größe 60 getragen. Ich habe so das Gefühl, daß alles, was über Größe 50 ist, eben „böse“ ist. Meine Größe dann schon sehr, sehr böse.

    Ich persönlich habe das Gefühl, daß es zwar mehr Anbieter für große Größen gibt. Allerdings hilft mir kein Bild, einer Frau mit Größe 38, die im Katalog Mode trägt, die mir gefällt. Und auch die max. 44/46, die in Deutschland als Plus Size Model gilt, hilft mir nicht weiter.

    So wie wir, oder eben wie du auf den Bildern sollte es sein. Das Kleid steht dir übrigens fantastisch.

    Ich glaube, ich sollte auch einfach mal wieder ein wenig mehr Mut zeigen. Und mir weniger Gedanken machen, wie gut oder böse meine Figur ist.

    Liebe Grüße aus Deutschland
    Sandra

  • bknicole
    3. Juni 2017

    Ich wiederhole mich hier noch mal: aber ich finde das Kleid steht dir super. Siehst wunderschön darin aus und ich verstehe nicht, warum du es nicht tragen sollen dürftest. Jeder hat hier das Recht darauf sich frei zu entfalten, so zu Leben wie er es möchte und natürlich auch anzuziehen, was er will. Dass das manche immer noch nicht verstanden haben und sich ständig in das Leben anderer einmischen, möchte mir eh nicht in den Kopf.

    Lass dich von doofen Kommentaren und der Diskussion nicht runterziehen, denn am Ende des Tages kommt es darauf an, ob du dich in deinem Körper wohlfühlst, glücklich und zufrieden bist. Der Rest spielt keine Rolle, auch wenn es schwer ist, solche Kommentare auszublenden. Das sagt sich immer viel leichter. Und bei den Gesundheitsrisiken, da bin ich der Meinung, dass man solche Urteile immer noch dem eigenen Arzt überlassen sollte. Wenn der dann natürlich das Abnehmen empfiehlt, aufgrund gesundheitlicher Probleme, dann ist das was anderes ;).

    Übrigens finde ich es gut, dass es immer mehr tolle Online Shops auch für Plus Size gibt und generell auch mehr Modefirmen mit sochen Models zusammenarbeiten. Wobei ich mir ja generell die Zusammenarbeit mit Freunden wünschen würde, die die Realität besser verkörpern. Mit diesen superschlanken Models in den Katalogen und auf den Plakaten kann ich mich auch nicht identifizieren.

  • bknicole
    6. Juni 2017

    Dein Beitrag hat es übrigens auch in meine monatlichen Lieblingsklicks geschafft 😉

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