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Ernährung & Verträglichkeit: Superfood Teil II

Ernährung & Verträglichkeit:
Wenn Superfood gar nicht so super ist, Teil II. Ein Artikel von Rhea Krčmářová.

Kritik an Superfood

Pollmer steht mit seiner Kritik an hoch gehypten Lebensmitteln nicht alleine da. Sein Landsmann, der Mediziner Gunter Frank, ist wie Pollmer kein Freund von Vollkornprodukten.

Franks Argument: Pflanzliche Abwehrstoffe in der äußeren Hülle der Getreidekörner seien für viele Menschen alles andere als gut verträglich. Nicht jede Pflanze will nämlich, dass ihre Samen gefressen werden. Zwar lockt Obst mit süßem Fruchtfleisch, in der Hoffnung, dass die Kerne, die ja nicht verdaut werden, gut gedüngt auf der Erde landen und sich so ein neuer Baum oder Strauch wachsen kann.

Eine Frage der Verträglichkeit

Andere Pflanzen wie Getreide oder Hülsenfrüchte haben aber herzlich wenig davon, wenn ihre Früchte im Magen eines Fressfeindes landen. Also wehren sich mit Hilfe der so genannten Abwehrstoffe, z.B. Lektinen oder Gliadin, die beim Getreide in der äußeren Hülle stecken – eben der, die von den Experten als besonders vollwertig bezeichnet wird.

Viele Menschen vertragen aber genau deswegen die Vollkornprodukte wenig bis gar nicht, und reagieren mit diversen Verdauungsproblemen, schreibt Frank in seinem Buch „Lizenz zum Essen“.

Ernährung&Verträglichkeit_Suppe

Kritik nicht nur aus Deutschland

Nicht nur in Deutschland finden sich Experten, die den Superfood-Trends skeptisch gegenüberstehen. Ein kritischer Artikel der Ernährungsberaterin Petronella Ravenshear hat es sogar bis in die britische Vogue gebracht. Auch die Londonerin rät zu Vorsicht bei den gehypten Lebensmitteln.

Grünkohl könne die Schilddrüse durcheinander bringen, Goji-Beeren sollten nur in kleinen Dosen genossen werden, Chia-Samen könnten die Aufnahme gewissen Mineralien blockieren und Quinoa würde den Darm reizen.

„Saubere“ & „Sündige“ Lebensmittel

Aber nicht nur die chemischen Bestandteile diverser Pflanzen machen den gegenwärtigen Superfood-Trend problematisch. Die Einteilung in „saubere“und „sündige“ Lebensmittel kann auch für die Seele ziemlich schädlich sein und im schlimmsten Fall zu Orthorexie, Bulimie und anderen Essstörungen führen.

Ein prominentes Beispiel, dass auch in der Wellnessblogger-Szene nicht alles so gesund, wie es scheint, ist Jordan Young alias „The Blonde Vegan“. Sie gestand 2014, dass sich hinter ihrem super-gesunden Lebensstil eine ausgewachsene Essstörung verbarg, und ihre strikt pflanzliche Ernährung sie an den Rand des körperlichen Zusammenbruchs brachte.

Inzwischen hat sie ihr Blog auf „The Balanced Blonde“ unbenannt, und sich vom Veganismus weg entfernt – sehr zum Verdruss einiger Ex-Fans, die ihr sogar Todesdrohungen geschickt haben sollen.

Die Wellness-Blogger Blase

Young ist nicht die einzige Wellness-Bloggerin, deren Blase in den letzen Jahren geplatzt ist. „The Wellness Warrior“ Jessica Ainscough aus Australien war so überzeugt, dass sie ihren seltenen Krebs unter anderem durch hohe Dosen an Gemüsedrinks heilen konnte, dass sie sich von der Schulmedizin abwandte – mit tragischem Ende.

Weniger traurig, wenn auch ziemlich peinlich endete der Fall von Belle Gibson, die ihren Krebs ebenfalls mit gesunder Ernährung geheilt haben wollte: Die Australierin wurde von diversen (Frauen)Medien als Heldin gefeiert, ihr Blog verzeichnete Hunderttausende Besucher, Gibson ergatterte hoch bezahlte Buchverträge und ihre App „The Whole Pantry“ wurde im App-Shop von Apple zur meistverkauften Wellness-App des Jahres 2013.

Dumm nur, dass Gibson sich ihre Krebserkrankung nur ausgedacht hatte, wie sie 2015 kleinlaut zugab. Seitdem herrscht Stille um die ehemalige Gallionsfigur der Wellness-Szene.

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Individualität berücksichtigen

Die Szene der Gesundheits-Blogs boomt trotzdem nach wie vor, und tausende Gesundheitsverfechterinnen schwören Stein und Bein, sich durch Soja, Smoothies und Co von diversen Wehwechen geheilt zu haben. Unter diesen meist jungen Damen und Herren gibt es natürlich auch welche, deren Geschichten stimmen. Und trotzdem heißt es nicht, dass sich deren ganz besondere Ernährung eins zu eins auf jeden anderen Menschen übertragen lässt.

Neueste Erkenntnisse lassen nämlich den Schluss zu, dass Stoffwechsel und Verdauung etwas ziemlich individuelles sind. So haben Forscher am israelischen Weizman Institut den Blutzuckerspiegel von über 800 Menschen über eine Woche lang minutiös verfolgt, und haben festgestellt, dass ein und das selbe Lebensmittel von verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich verstoffwechselt wird.

„Nachdem ich diese Daten gesehen habe, denke ich über die Möglichkeit nach, dass wir vielleicht wirklich völlig falsch liegen, wie wir über Übergewicht und Diabetes denken”, sagt Eran Segal, einer der Studienautoren.

Ins gleiche Horn stößt auch die amerikanische Ernährungswissenschaftlerin Dr. Linda Bacon, eine der Gallionsfiguren der Health At Any Size-Bewegung. In ihrem gleichnamigen Buch rät sie, sich intuitiv zu ernähren, sprich, auf seinen eigenen Körper zu hören und seine Signale zu respektieren.

Intuitives Essen

Das macht Petra jetzt auch. Statt rigiden Plänen von irgendwelchen Experten zu folgen, lernt sie, intuitiv zu essen. Zwar probiert sie neue Lebensmittel aus, achtet aber darauf, ob es ihr und ihrem Körper gut tut, und zwingt sich nicht mehr, etwas zu essen, das sie nicht mag. Und das schlechte Gewissen beim gelegentlichen Schmalzbrot hat sie auch nicht mehr.

 

Über die Autorin:

Rhea Krcmarova persönlich © Margit
Marnul

Rhea Krčmářová (Krtsch-mar-scho-wa) wurde in Prag geboren und emigrierte mit ihrer Familie aus der ČSSR nach Österreich. Nach fünf Jahren als Staatenlose erhielt sie die österreichische Staatsbürgerschaft. Sie studierte u.a. Theaterwissenschaften, Gesang, Schauspiel und ist Absolventin des Instituts für Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst. Ihre Texte wurden mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, u.a.: Literaturpreis Wartholz (Land NÖ). Sie veröffentlichte in diversen Anthologien, schreibt Theatertexte, Libretti, Essays und Lyrik und experimentiert mit transmedialer Kunst und Buchkunst. Ihr erster Roman „Venus in echt“  erschien 2013 im Verlag edition a, Wien. Im Fokus steht dabei die dicke Protagonistin Romy Morgenstern.

Ich liebe Mode – schon immer, bin kurvig seit ich mich erinnern kann und kann heute mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich mag. Die Plus Size Welt ist bunt und vielfältig. Das möchte ich zeigen und habe deshalb nach Jahren in der PR-Branche beschlossen, jetzt nur noch PR für Curvect zu machen.

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