Sängern, Model, Vorbild? Tallana Gabriel hat viele Gesichter. Ebenso vielfältig ist ihr kultureller Hintergrund, ob Russland, die USA, Deutschland oder auch Israel, die leidenschaftliche Sängerin hat viele Kulturen kennengelernt und wurde auch von ihnen geprägt. Im deutschsprachigen Raum wurde sie durch ihre Teilnahme an der Castingshow DSDS (Deutschland sucht den Superstar Anm. der Red.) bekannt.
DSDS & Plus Size Fashion
Herausgefordert und gelobt von Dieter Bohlen und vor allem auch bestärkt nach ihrer Teilnahme macht sich Tallana auf, die restliche Welt zu erobern. Auch modisch, in Zusammenarbeit mit dem dänischen Label ADIA Fashion präsentiert Tallana Gabriel nächste Woche in Berlin eine spezielle Kollektion.
Curvect hat mit ihr über ihren Werdegang als Sängerin, ihre Teilnahme bei DSDS, Plus Size in verschiedenen Kulturen und ihren Kampf gegen Klischees gesprochen.
Könntest du dich kurz vorstellen, wer ist Tallana Gabriel?
Mein Name ist Tallana Gabriel, ich bin in Moskau geboren worden, in Berlin aufgewachsen und wurde in New York ausgebildet.
Ich bin zwar ausgebildete Jazz-Sängerin, zwar auf Jazz trainiert , singe natürlich auch gerne Pop und Rock und alles mögliche. Was kann ich noch über mich erzählen?
Außerdem modele ich, bin ganz neu in dieser Branche, aber das tue ich auch. Das ist wirklich sehr interessant so als Plus Size Model sowieso. Endlich mal dieses Klischee abzuschaffen, dass ein molliger Mensch keinen Erfolg haben kann und das ist meine Message. Ich möchte schon, dass Menschen dieses Klischee abschaffen. Irgendwann einmal.
Hoffentlich eher früher als später, aber alles braucht eben seine Zeit…
Naja wenn keiner etwas dazu tut. Wenn Leute sagen dürfen du bist zu dick, du bist zu fett und keiner tut etwas dagegen. Dann ändert sich auch nichts. Menschen werden beschämt schon in der Schule, im Kindergarten fängt das an. Das ist in Amerika schon ein großes Thema, bei uns leider noch nicht.
Das heißt aber nicht, dass man nicht gesund ist, das hat damit gar nichts zu tun. Ein molliger Mensch kann gesund sein. Man muss sich immer in Maßen halten, man muss trainieren und gesund sein. Aber ein dicker Menschen kann auch schön sein, bei Frauen wie bei Männern.
Man hört das viel zu oft im Leben, dass man nicht erfolgreich sein kann weil man mollig ist. Das Problem ist, dass die Leute wirklich daran glauben und das größte Problem ist, dass die molligen Leute selbst daran glauben.
Wenn niemand anfängt, dann wird sich nichts ändern.
Zum Singen, seit wann singst du schon? Seit wann begeisterst du dich dafür?
Ich hatte wirklich Glück, alle meine Klassenkameraden wussten nicht was sie werden wollen. Das einzige was ich besser konnte als andere war das Singen (lacht)…
Also hat dein Weg zur Sängerin schon früh angefangen.
Ja.
Deine Gesangsausbildung hattest du dann in New York?
Ich hatte die beste Ausbildung die man haben kann in der New School University, damals New School for Social Research. Da konnte man alles mögliche Studieren, darunter auch Gesang und ich hatte das Glück auch von sehr, sehr berühmten und professionellen Leuten z. B. Charles Tolliver ausgebildet zu werden. Ich kann es jedem empfehlen. Das ist wirklich der beste Ort an dem man Gesang studieren kann.
Wo hattest du deinen ersten großen Auftritt?
Das war im russischen Fernsehen. Ich war als Stand Up Comedian da. Ich musste singen und habe in diesen Shows auch als Sängerin etliche Preise geholt.
Du hast in deiner Ausbildung mit Jazzgesang begonnen – hast du eine besondere Vorliebe für Jazz?
Nein, überhaupt nicht, ich bin da zufällig reingerutscht, weil meine Tante in Amerika mir vorgeschlagen hat die Uni zu besuchen. Das war reiner Zufall. Ich habe die Prüfungen bestanden und konnte zu studieren beginnen und dachte: „Uh..Jazz auch cool..“ (lacht). Ich glaube die erste Jazz Platte habe ich relativ spät gehört, erst mit 16.
Im deutschsprachigen Raum wurdest du durch deine Teilnahme bei DSDS (Deutschland sucht den Superstar Anm. der Red.) bekannt. Warum hast du daran teilgenommen?
Ich habe eine Wette verloren. Meine Freundin und ich haben gewettet und ich habe verloren und sie wollte mich zu „The Voice“ anmelden, aber die Castings waren schon beendet. Meine Freundin meinte, dass die DSDS Castings noch laufen. Ich dachte, das passt nicht, vom Gesang her. Da das Motto aber „No Limits“ war und das sehr gut zu mir passt, weil das auch mein Motto ist, habe ich zugestimmt mitzumachen. Dann ging ich zum Casting, die waren begeistert und ich habe mich sofort mit dem ganzen Team verstanden und dann ging es weiter.
Niemals hätte ich geglaubt, dass ich bei DSDS überhaupt die geringste Chance habe. Ich dachte einfach, ich passe nicht zum Format, da ich schon jahrelang Jazzsängerin war. Ich muss aber sagen dass es das Beste war, was mir passieren konnte. Und zwar nicht wegen des Ruhms, auch wenn der wichtig ist. Die wichtigste Erfahrung war, dass ich aus meiner Komfortzone raus konnte und über meine Grenzen hinaus gewachsen bin. Da danke ich wirklich dem ganzen DSDS-Team und vor allem auch Dieter Bohlen. Er hat mich zum Kämpfen herausgefordert und das hat mir wirklich viel gebracht.
Es ist sehr wichtig, dass so eine Chance existiert. Man kämpft dort doch etwas anders als in anderen Castingshows. Bei DSDS geht es nicht nur ums Singen, da muss man wirklich Entertainer sein, da muss man kämpfen. Ich wusste das auch nicht, dass das eigentlich so schwer sein wird (lacht). Aber ich habe jede Sekunde genossen.
Hast du durch DSDS also gelernt über deine Grenzen hinauszugehen? Dass mehr in dir steckt als du dachtest?
Genau, so jemand wie Dieter Bohlen, ein Titan, der dir irgendwann mal sagt: „Du hast heute am Besten gesungen“, und du antwortest ihm, dass dir das sehr viel bedeutet, wenn er das sagt und er antwortet: „Dann streng dich an.“ Man hört schon auf so eine Autorität. Dieter Bohlen ist kein Diktator, der weiß einfach sehr gut was Entertainment bedeutet und das respektiere ich voll.
Ich war schon als Kind Modern Talking Fan. Ich war befreundet mit einem riesigen Dieter Bohlen-Fan und sie hat mich einmal zu ihm nach Hause mitgenommen. Das war noch vor dem Revival von Modern Talking. Wir waren die ersten die sofort von Bohlen erfahren haben, dass Modern Talking wieder zusammen kommt. Danach war ich fünf Jahre in Amerika und habe nichts mehr mitbekommen von Europa. Aber Dieter Bohlen ist ein echtes Arbeitstier und hat viel gemacht. Diese Geschichte habe ich ihm auch beim Casting erzählt..
In Russland war er ja sehr groß…Konzerte vor 50.000 Leuten…teilweise zwei Mal pro Tag. Es war eine große Hysterie und da war ich als kleines Mädchen auch dabei.
Würdest du jederzeit wieder bei einer Castingshow mitmachen?
Ich würde es jederzeit wieder machen. Ich weiß gar nicht, warum ich das nicht schon früher gemacht habe. Ich hatte wirklich gedacht, der Bohlen würde mich nicht mögen, weil er auf Dürre steht (lacht). Aber wir waren drei mollige Mädels und ich würde sagen, dass das Fernsehen schon ein bisschen voran gekommen ist bei dem Thema. Vor fünf Jahren war das noch nicht möglich. Da hat der Bohlen auch etwas dazu gelernt (lacht).
Hat deine Figur eine Rolle bei DSDS gespielt? War das ein Thema?
Keiner hat mir das so gesagt. Nein, eigentlich nicht. Der Bohlen hat am Anfang nur gesagt, ich sehe aus wie ich singe, aber das habe ich nicht böse genommen. Eher als Kompliment. Viele haben mich gefragt, ob ich da nicht beleidigt war. Aber ich verstehe nicht, warum ich da beleidigt sein sollte. Ich bin eine starke Frau und dann bedeutet das eben, dass ich auch stark singe und das habe ich nicht als Beleidigung empfunden.
Wie geht es dir vor Auftritten, hast du Lampenfieber?
Immer, wenn ich kein Lampenfieber habe, dann werde ich erst wirklich nervös. Ich hatte schon immer Lampenfieber, werde ich auch immer haben. Das ist der einzige Grund warum ich auf die Bühne gehe, ich würde keinen Sinn darin sehen auf die Bühe zu gehen wenn ich kein Lampenfieber mehr habe.
Der Applaus ist es also nicht?
Ohne Lampenfieber gibt es auch keinen Applaus. Wenn du nicht nervös bist, dieses Adrenalin spürst und dadurch voll konzentriert bist, dann gibt es keine gute Show, dann wirst du nicht begeistern können.
Ich kenne keinen Künstler der kein Lampenfieber hat und ein wirklich guter Künstler wäre.
Wann hört das Lampenfieber auf?
Es ist nicht sofort weg, aber nach ein paar Liedern vergeht es dann schon. Deswegen ist es bei einem Casting so schwierig. Weil du nur 5 Minuten hast und sofort alles geben musst. Bei einem Konzert hast du einfach mehr Zeit.
In Medienberichten wirst du sehr oft als Powerfrau beschrieben, als starke Frau. Siehst du das auch so, identifizierst du dich damit?
Das hat der Bohlen gesagt, aber ich bin wie jede Frau ich habe auch meine schwachen Momente, meine melancholischen Momente. Ich bin nicht immer so stark. Aber im Vergleich mit anderen kann man mich vielleicht schon als Powerfrau bezeichnen. Ich habe immer alles alleine geschafft. Ich würde sehr gerne mehr Hilfe bekommen im Leben, aber bei mir ist das eben anders.
Hat das vielleicht etwas mit der Körperlichkeit zu tun?
Vielleicht, aber das sieht man nur von außen. Ich überlege ob ich schwache große Frauen kenne. Aber eigentlich nicht. Vielleicht weil wir von Kindheit an schon in eine Ecke geschoben werden. Wenn wir schon mollige Kinder sind, dann sind wir in eine Ecke geschoben und so wird dein Charakter dann halt von Anfang an geprägt – Dass deine Haut halt dicker sein muss als bei anderen.
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Tallana ist weit gereist und hat in vielen verschiedenen Ländern gelebt. Im nächsten Teil des Interviews erzählt die talentierte Sängerin mehr darüber, wie sie das Thema Plus Size in anderen Ländern erlebt. Ob in den USA, Israel oder auch Russland, die Unterschiede könnten größer nicht sein.
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