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Das hätte ich mich nie getraut

Das hätte ich mich nie getraut, früher, noch vor wenigen Jahren. So hätte ich das nie gemacht. Denn ich hätte mich geschämt und auch zu verletzlich gefühlt. Heute, am internationalen Anti-Diät Tag erzähle ich euch, warum ich mich jetzt traue. Deshalb gibt es an diesem 6. Mai einmal wieder eine Bauchgeschichte. Denn der Bauch ist es, woran wir als dicke Menschen oft am meisten „gemessen“ werden.

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Bauchgefühl

Was meine ich also damit? Wir werden an unseren Bäuchen gemessen, was soll das bedeuten? Nun, der Bauch mit seinem Bauchfett ist der Gradmesser des Dick seins. Darüber hinaus auch der Gesundheit. So steht in der öffentlichen Meinung ein flacher Bauch für Gesundheit, während ein dicker Bauch für Krankheit steht.

So bekommen wir rasch beigebracht, dass dicke Bäuche nicht nur ungesund, sondern vor allem auch hässlich sind. Man sollte sich dafür schämen. Ihn verdecken oder auch verstecken. Nichts wie weg mit dem Bauch. Das wiederum führt dazu, dass man sich mit diesem Körperteil nicht wirklich gut anfreunden kann.

Sobald er nicht so aussieht, wie es die Norm verlangt fangen wir an ihn eklig zu finden, ihn zu verachten, zu verdammen. Das habe ich auch lange gemacht. Da waren die dicken Oberarme und die breiten Oberschenkel gar nichts dagegen – der Bauch war das Problem.  Er hat mir richtig Angst gemacht.

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Das das hätte ich mich nie getraut

Deshalb habe ich ihn versteckt. Immer wieder habe ich versucht ihn weg zu trainieren, ihn weg zu hungern. Dabei stellten sich Fragen wie „geht es mir eigentlich gut?“ oder „fühle ich mich Wohl“ nie. Denn ein dicker Bauch darf nicht sein. Was ich an Lebenszeit damit verbracht habe mich mit meinem Bauch unwohl zu fühlen, ich darf gar nicht darüber nachdenken…

Diese wenigen Absätze geben euch, liebe Leser*innen, ev. einen kleinen Eindruck warum ich mich das nie getraut hätte. Früher. Das mich bauchfrei Zeigen. Ein kurzes Top zu tragen, meinen Bauch der Welt entgegen zu strecken. Das hätte ich früher nie getan. Zugegeben, auch heute mache ich das eher selten ;). Allerdings nicht, weil ich Angst habe oder zu unsicher bin. Es kommt mir eher selten in den Sinn, ich mache das eher vom Outfit abhängig.

Auch zugegeben, ich fühle mich auch nicht jeden Tag „mutig“ genug um das zu tun. Denn meinen Bauch zu zeigen ist nicht nur ein gewisses Zeichen der „Rebellion“, des Wunsches nach dem Ändern von Sehgewohnheiten. So durch die Straßen Wiens zu gehen ist auch alles andere als einfach. Dumme Sprüche, Beleidigungen, Getuschel, Blicke – auch mit viel Selbstbewusstsein ist das ein Spießrutenlauf.

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Sich trauen?

Hier kommen wir ja schon zum eigentlichen Problem. Ein Outfit, das einem Spaß macht, zu tragen sollte nichts mit „Mut“ zu tun haben. Es sollte auch keine Frage von sich trauen sein. So sollte es einfach möglich sein. Etwas zu tragen, weil man gerade Lust dazu hat. Das mag für manche Menschen etwas ganz normales sein. Für mich ist es das nicht.

Wer einen dicken Körper hat der / die ist nicht so frei, ist eingeschränkt. Das meine ich nicht in Bezug auf den eigenen Körper und einen selbst. Sondern in Bezug auf die Gesellschaft. Auf gesellschaftliche Normen & Meinungen. Sehgewohnheiten zu ändern ist hier oft das erklärte Ziel der bodypositiven Bewegung. Ja, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt.

Denn selbst für uns dicke Menschen ist es ungewöhnlich andere Mehrgewichtige in für uns ungewöhnlichen Outfits zu sehen oder bei TV-Auftritten und in Printmedien. Darüber hinaus geht es aber nicht nur um Sehgewohnheiten, es geht um ganz grundsätzliche Dinge. Um Respekt, um Würde um Menschenrechte.

Ein unbekümmerter dicker Bauch kann da bestenfalls ein zarter Anfang sein ;). Meint ihr nicht?

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Mehr zum Thema Bauch: https://curvect.com/bauchgefuehl-eine-kurze-erlaeuterung/

 

Ich liebe Mode – schon immer, bin kurvig seit ich mich erinnern kann und kann heute mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich mag. Die Plus Size Welt ist bunt und vielfältig. Das möchte ich zeigen und habe deshalb nach Jahren in der PR-Branche beschlossen, jetzt nur noch PR für Curvect zu machen.

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