Beobachtung oder Bodyshaming – Die Sopranistin und der Kritiker
Beobachtung
Bodyshaming
Berichterstattung & Klischees
Doch zurück zum Ausgangspunkt. Manuel Brug beschreibt die Inszenierung als zu jovial, zu obszön. In einem Artikel, den er als Reaktion auf Frau Leweks öffentlich Machung verfasst hat, erläutert der Journalist, dass es ihm nicht darum ging den Körper der Sopranistin zu verunglimpfen. Vielmehr sei es das Frauenbild das auf der Bühne verkörpert wurde. Das üppige Weib, das immer bereit, immer wollüstig sei.
Wer hat jetzt recht? Wer unrecht? Darf sich Kathryn Lewek angegriffen fühlen? Ist Manuel Brug zu weit gegangen?
Die öffentliche Diskussion finde ich überaus interessant. Natürlich war ich nicht bei der Aufführung dabei, habe sie mir nur per YouTube Video angesehen und ich bin keine Opernkennerin. Allerdings sind Kritiker in Allgemeinen voll des Lobes für die Stimme der Sopranistin. Das ist es ja auch eigentlich was zählt, die Stimme. Doch wie wir alle nur zu gut wissen, ist das Aussehen für die Öffentlichkeit nicht weniger von Bedeutung.
Brugs Kritik liest sich für mich im ersten Moment nicht, wie ein Manifest des Bodyshaming. Sie ist abwertend, ja. In Bezug auf die gesamte Inszenierung. Dabei lese ich es mir immer wieder durch „dicke Frauen in engen Korsetten“. Nach der Durchsicht des Videos kann ich sagen, dass man dicke Frauen auf der Bühne sieht, ob die Korsette jetzt zu eng sind sei dahingestellt. Jedenfalls ist viel Haut zu sehen. Mit der Üppigkeit wird definitiv gespielt.
So stellt sich mir hier die Frage, ob der Sturm der Entrüstung tatsächlich gerechtfertigt war. Ich würde sagen ja und nein ;). Einerseits ja, weil das Thema Oper und Körper schon längst besprochen gehört, weil aufgezeigt werden sollte, wie körperfeindlich auch die Opernwelt ist. Andererseits würde ich in den Worten von Manuel Brug nicht per se sofort Bodyshaming vermuten.